Solidarität: ein sozialer Pakt
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«Einer für alle – alle für einen». Dieses von der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert tradierte Motto repräsentiert das Prinzip der Solidarität in unserer Gesellschaft: ein Prinzip des Engagements, um gemeinsam Ziele zu erreichen; ein Prinzip der Übernahme von Verantwortung für die soziale und natürliche Umwelt; ein Prinzip, das das soziale Band stärkt und das Menschen dazu bringt, einander zu helfen. Wie können wir heutzutage nach diesem Motto leben? Wie können wir eine Gesellschaft mit grösstmöglichem Zusammenhalt schaffen? Und wie können sich Kinder und Jugendliche während ihrer Schul- oder Ausbildungszeit in Solidarität üben? Das Themendossier «Solidarität: ein sozialer Pakt» führt Lehrpersonen an das vielschichtige Thema heran und zeigt stufenspezifische Zugänge, um das Thema mehrperspektivisch und handlungsorientiert im Unterricht zu behandeln.
Die BNE-Relevanz, die BNE-Fragen und das Hintergrundwissen sind auch als Download verfügbar.
BNE-Relevanz
«Oulivié de toun gran, castagné de toun paire, amourier qu'as plantat» («Olivenbaum deines Grossvaters, Kastanienbaum deines Vaters, Maulbeerbaum, den du gepflanzt hast») – dieses Sprichwort aus der französischen Provinz Languedoc steht im Einklang mit der Definition der Nachhaltigen Entwicklung. Diese besagt, dass die Bedürfnisse der heutigen Generationen befriedigt werden sollen, ohne das Risiko einzugehen, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht erfüllen können. Die Vision einer nachhaltigen Entwicklung basiert auf dem Prinzip der Solidarität, das nicht nur national, sondern auch international angestrebt wird.
Solidarität wird seit den Soziologen Auguste Comte und Emile Durkheim als «Zement» der Gesellschaft diskutiert und manifestiert sich heute auch in der Berücksichtigung verschiedener Dimensionen einer Nachhaltigen Entwicklung. Beispiele hierfür sind die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten und Dienstleistungen, solidarische Nachbarschaften und Dörfer, die Förderung von Begegnungen zwischen Generationen und Kulturen sowie der Wunsch nach sozialer und beruflicher Integration von Menschen, die von Behinderung oder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Auch das wachsende Interesse junger Menschen an humanitären Einsätzen, die Gründung von Netzwerken für eine soziale und solidarische Wirtschaft sowie Klimastreiks sind Ausdruck dieses Solidaritätsgedankens.
Ob familiär, sozial, humanitär, international, generationenübergreifend, ökologisch, wirtschaftlich oder gewerkschaftlich – Solidarität basiert auf einer starken gegenseitigen Abhängigkeit der Individuen. Dies birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen: Menschen schliessen sich zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam zu handeln. Solidarität und Kooperation sind besonders in Krisensituationen wichtige Strategien. Aus Sicht einer BNE bedeutet Solidarität auch, gemeinsam Verantwortung für den Erhalt der Biosphäre und für Klimagerechtigkeit zu übernehmen. Darüber hinaus umfasst sie den Willen, Produktion, Konsum, Arbeit und Wohlstand so zu gestalten, dass Respekt für Mensch und Umwelt im Vordergrund steht.
Solidarisch zu handeln fällt uns jedoch nicht immer leicht. Das Individuum befindet sich im Spannungsfeld zwischen eigenen und kollektiven Bedürfnissen sowie der Rücksichtnahme auf die natürliche Umwelt. Oft muss es sich zwischen Verzicht und Einsatz entscheiden. Dies kann zu gesellschaftlichen Diskussionen, Spannungen oder sogar Konflikten führen. Beispiele dafür sind Migration, Ressourcenverbrauch, militärische Aufrüstung oder wie jüngst die Corona-Schutzmassnahmen. Solidarität ist deshalb nicht als gegebenes Prinzip oder festes Verständnis zu sehen, sondern erfordert ein gesellschaftliches Aushandeln, Kooperieren und Konfliktlösungsverständnis.
In der Schule und im Ausbildungsbetrieb wird Solidarität mit der Fähigkeit zur Zusammenarbeit, der Entwicklung von Empathie und dem Engagement für die Mitmenschen und Umwelt verknüpft. Es geht darum, sicherzustellen, dass die gesamte Schulgemeinschaft – insbesondere die Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende – gleiche Möglichkeiten haben, ihre Ansichten zu entwickeln, zu äussern und in der Gemeinschaft argumentativ zu vertreten. Ebenso wichtig ist es, die Auswirkungen heutiger Entscheidungen auf zukünftige Generationen und die Umwelt zu berücksichtigen, wie auch individuelle und kollektive Werte und Normen zu reflektieren. Je nach Aktivität können BNE-Kompetenzen wie Antizipation, Kooperation, Perspektivenwechsel oder Verantwortung gefördert werden.
«Solidarität» ist ein Konzept mit vielen Facetten. Das Themenfeld bietet daher unterschiedliche Zugänge im Unterricht. Im ersten Zyklus geht es primär darum, das Zusammenleben in der Gemeinschaft zu fördern, welches als Fundament der gesellschaftlichen Solidarität gesehen werden kann. Die Schülerinnen und Schüler formulieren Möglichkeiten für ein gelingendes Zusammenleben, und üben sich in fairer Konfliktlösung (NMG 10.1). Dabei kann diskutiert werden, was Gerechtigkeit bedeutet (NMG 11.4) und welche weiteren Werte den Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag begegnen (NMG 11.3). Um ein Verständnis für kulturelle und weltanschauliche Vielfalt zu entwickeln, nehmen Schülerinnen und Schüler z.B. religiöse und säkulare Vorstellungen im Leben von Menschen wahr und erkennen, was sie für sie bedeuten (NMG 12.5). Sie setzen sich aber auch mit lokalen (NMG 7.1) und globalen Lebensweisen (NMG 7.2) von Menschen auseinander und vergleichen diese mit der eigenen. Umsetzung von BNE-Fragen im UnterrichtBNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der Nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Solidarität» auseinander zu setzen. |
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Film |
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Die Steinsuppe |
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Zibilla Im Mittelpunkt steht Zibilla, ein junges Zebra, das von einer Pferdefamilie adoptiert wird. Wegen den Streifen fühlt es sich oft anders und wird in der neuen Schule deswegen gehänselt. Anfangs hat Zibilla Schwierigkeiten, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Später findet sie zu mehr Selbstvertrauen und unterstützt sogar andere darin, sich auch für sich selbst stark zu machen. |
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Lernmedien |
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So war das! Nein, so! Nein, so! |
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ich mit dir, du mit mir |
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Schauplatz Ethik |
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Das Lamm, das kein Schaf sein wollte |
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Mireille Meise |
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Du bist nicht allein, kleiner Aletschfloh - Bilderbuch |
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Die Zukunft gehört uns |
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Steck mal in meiner Haut! |
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Wer tanzt schon gern allein? |
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Quer |
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Praxisbeispiele |
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Willkommen im Gartenclub! |
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REFUGEES WELCOME |
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Ausserschulische Angebote |
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Kolumbien: Frieden aufbauen |
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Im zweiten Zyklus ist «Solidarität» gemäss Lehrplan 21 als verbindlicher Inhalt zu behandeln. Schülerinnen und Schüler erkennen und beschreiben das Engagement von Menschen und nehmen die damit einhergehenden Werte wahr. Neben fremden Werten erkennen die Schülerinnen und Schüler auch ihre eigenen und lernen, diese zu vertreten (NMG 11.3). Neben dieser Wertereflexion soll das Zusammenleben in der Gemeinschaft gefördert werden, indem die Schülerinnen und Schüler entsprechende Aktivitäten partizipativ planen und durchführen. Dabei übernehmen sie Verantwortung für das Wohlergehen aller und üben sich in Empathie (NMG 10.1). Sie setzen sich aktiv mit der Herkunft und Zugehörigkeiten von Menschen auseinander, hinterfragen Vorurteile und Stereotypen gegenüber anderen Lebensweisen (NMG 7.1) und entwickeln Ideen, wie damit umgegangen werden kann (NMG 7.2). Die Schülerinnen und Schüler gehen respektvoll mit unterschiedlichen weltlichen und religiösen Vorstellungen um (NMG 12.5). Umsetzung von BNE-Fragen im UnterrichtBNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der Nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Solidarität» auseinander zu setzen. |
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Film |
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Eine Giraffe im Regen |
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Zibilla Im Mittelpunkt steht Zibilla, ein junges Zebra, das von einer Pferdefamilie adoptiert wird. Wegen den Streifen fühlt es sich oft anders und wird in der neuen Schule deswegen gehänselt. Anfangs hat Zibilla Schwierigkeiten, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Später findet sie zu mehr Selbstvertrauen und unterstützt sogar andere darin, sich auch für sich selbst stark zu machen. |
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Lernmedien |
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Wie wollen wir zusammen leben? (Kooperation) |
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Schauplatz Ethik |
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Die Zukunft gehört uns |
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Ich so du so |
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Partizipation |
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Mit Grundschulkindern über Diskriminierung und Rassismus sprechen |
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ZACK! |
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Gärtnern für eine bessere Welt |
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Wer tanzt schon gern allein? |
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Gesellschaft gestalten |
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Praxisbeispiele |
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Intergenerationeller Austausch |
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Willkommen im Gartenclub! |
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Zusammenleben |
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Solidarische Energiekonsument/innen |
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Ausserschulische Angebote |
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Kritischer Konsum am Beispiel Schokolade |
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Luutstarch |
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Interkulturelle Austauschprojekte |
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Das Thema «Solidarität» wird im dritten Zyklus insbesondere aus den Perspektiven Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) und Räume, Zeiten, Gesellschaft (RZG) behandelt. Dabei engagieren sich Schülerinnen und Schüler für die Gemeinschaft (ERG 5.4) und diskutieren ausgehend von alltäglichen Situationen grundlegende Werte (ERG 2.1). Sie begegnen der Vielfalt von Überzeugungen und religiösen Traditionen sowie den Bemühungen um Toleranz, Integration und Verständigung mit Respekt (ERG 4.4). Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Vorurteilen, Stereotypen und Feindbildern auseinander und analysieren diese (ERG 5.5). Soziale Ungleichheiten lernen sie zu beschreiben, zu erklären und zu beurteilen und kreieren eigene Massnahmen zur Verringerung (RZG 2.2). Umsetzung von BNE-Fragen im UnterrichtBNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der Nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Solidarität» auseinander zu setzen. |
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Film |
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Animal |
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Die Betroffenen |
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One Word |
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Lernmedien |
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Schauplatz Ethik |
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Wie wollen wir zusammen leben? (Kooperation) |
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Wie wollen wir leben? Standpunkte hinterfragen und diskutieren |
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Ich und «das Andere» |
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Schule und Vielfalt |
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ToleranzOn |
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Bookmarks |
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GerechtICHkeit |
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Gesellschaft gestalten |
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Das Boot ist voll |
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Praxisbeispiele |
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Willkommen im Gartenclub! |
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«Mitenang – fürenang» |
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Zusammenwachsen: Werte und Identität der Schule |
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Ausserschulische Angebote |
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Zivilcourage |
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Begegnungswoche |
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Kritischer Konsum am Beispiel Schokolade |
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An der Challenge wachsen |
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Migration: Kinder auf der Flucht |
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Im Gespräch mit Geflüchteten |
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Solidarität und Verantwortung |
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Interkulturelle Austauschprojekte |
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Luutstarch |
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«Solidarität» ist ein Konzept mit vielen Facetten. Das Themenfeld bietet daher unterschiedliche Zugänge im Unterricht. Auf der Sekundarstufe II geht es angesichts von aktuellen Herausforderungen (Arbeitslosigkeit, Armut insbesondere von prekär Beschäftigten, soziale Ungleichheit, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Folgen des Klimawandels usw.) darum, die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Probleme zu untersuchen. Dabei sollen die politischen Instrumente zur Sicherung von sozialer Gerechtigkeit und Solidarität (AHV, IV, Sozialhilfe, Klimagerechtigkeit usw.) unter (umwelt)ethischen Gesichtspunkten beurteilt werden. Umsetzung von BNE-Fragen im UnterrichtBNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der Nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Solidarität» auseinander zu setzen. |
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Film |
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Animal |
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Die Betroffenen |
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Lernmedien |
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Schule und Vielfalt |
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Steuern und Steuerflucht |
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Klimaneutral und sozial gerecht |
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Das Boot ist voll |
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Gesellschaft gestalten |
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GerechtICHkeit |
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Praxisbeispiele |
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Wissen inspiriert zum Handeln, Handeln schafft Wissen |
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Ausserschulische Angebote |
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Migration: Kinder auf der Flucht |
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Im Gespräch mit Geflüchteten |
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Solidarität und Verantwortung |
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Interkulturelle Austauschprojekte |
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Luutstarch |
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Zivilcourage |
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Begegnungswoche |
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Bezüge zum LehrplanBerufliche Grundbildung: Rahmenlehrplan ABU (PDF; 102 KB) Berufsmaturität (BM): Rahmenlehrplan für die BM (PDF; 2,159 MB) Maturitätsschulen: EDK-Rahmenlehrplan (PDF; 397 KB) Fachmittelschule (FMS): Rahmenlehrplan für FMS (PDF; 429 KB) |
Um wichtige BNE-Themen tiefgreifend und langfristig in der Schule zu verankern, bietet sich der gesamtinstitutionelle Ansatz an – auch Whole School Approach genannt. Unterricht ist dabei ein Teil im Gesamtgefüge weiterer Aktivitäten und Massnahmen im System Schule. Die Schule wird dabei als ein übergreifender Lern-, Arbeits- und Lebensraum gesehen. In dieser Betrachtungsweise werden unter anderem auch das Schulumfeld und ausserschulische Akteure miteinbezogen. Solidarität zeigt sich in einer Schule durch gelebte Vielfalt und Gemeinschaft. Das Erlernen von Toleranz und Rücksichtnahme durch Perspektivenwechsel und Empathie sind zentrale Bestandteile des Zusammenlebens im Schulalltag.
Gesamtschulische Aktivitäten zum Thema Solidarität könnten sein: • Nutzungskonzept: Durch gemeinsame und partizipative Planung und Steuerung der Nutzungszeiten von Schulräumen und -areal das Zusammenleben für alle fair und angenehm gestalten. Instrumente für die Schulentwicklung |
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Qualitätskriterien Schulnetz21 (Kapitel C4 Diversität) |
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Impulse zur Standortbestimmung - Unsere Geschichte |
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Praxisbeispiele |
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Die Schule - ein verbindender Quartiermittelpunkt für Alle |
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Wissen inspiriert zum Handeln, Handeln schafft Wissen |
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Weitere Angebote |
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Verantwortungsvoller Konsum |
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Luutstarch |
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Aktualisiert am 16.12.2024